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27. Dezember 2021
Sila Ercoskun

Papier bleibt knapp – und der Preis hoch

Foto: Adobe Stock/industrieblick

Die Kosten für Papier sind in den vergangenen Monaten geradezu explodiert, hinzu kommen Lieferengpässe. Was sind die Ursachen und worauf sollten Druckereikunden nun achten?

 

War die Papierpreisentwicklung über viele Jahre relativ stabil, geht diese nun seit einigen Monaten kontinuierlich in eine Richtung.

 

Die Preise steigen in die Höhe, Papier wird immer knapper. „Lieferengpässe stellen für viele Druckereien zunehmend ein zentrales Problem dar“, schreibt der Bundesverband Druck und Medien e.V. (bvdm) in einer Mitteilung. Maßgebliche Ursachen für die Engpässe seien unter anderem die weltweite Nachfrage nach Zellstoff und Altpapier sowie die durch die Pandemie hervorgerufenen mangelnden Kapazitäten in der Logistik – fehlende Container im Überseeverkehr sowie zu wenige Transportmittel im Landverkehr.

 

 

Altpapier fehlt

Vor dem Hintergrund einer wachsenden Nachfrage bereiten der Branche steigende Preise für Energie und Rohstoffe sowie Versorgungsengpässe bei Roh- und Hilfsstoffen Probleme, heißt es seitens des Verbandes Die Papierindustrie e.V. – Strom- und Gaspreise lägen deutlich über dem Niveau vor der Corona-Krise.

Beim Altpapier habe der Lockdown zu einem sichtbar geringeren Aufkommen aus Handel und Gewerbe geführt, das auch nicht durch den verstärkten Verbrauch an Verpackungen beim E-Commerce mit Privathaushalten ausgeglichen werden konnte. Entsprechend würden sich die Preise auf einem anhaltend hohen Niveau bewegen.

Gleiches gelte für den Zellstoff: Hier werden die Preise vor allem durch die starke Nachfrage aus China, aber auch durch die aufgeschobene Realisierung zusätzlicher Produktionskapazitäten in Mittel- und Südamerika nach oben getrieben, so der Verband.

 

Abbau von Produktionskapazitäten ging voraus

Dass das Thema die Branche beschäftigt und bewegt, ist spürbar. So hatte der bvdm am 9. September 2021 im Rahmen seines Online-Events „infoKompakt“ Winfried Schaur, Präsident des Verbandes Die Papierindustrie e.V., sowie Stephan Krauss, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes des Deutschen Papiergroßhandels e.V., gebeten, sich den Fragen von 330 Unternehmern der Druckindustrie zu stellen. Diskutiert wurden die Papierknappheit und die steigende Preisbelastung der Druckindustrie.

Winfried Schaur erklärte, dass der sinkende Bedarf an grafischen Papieren in der Vergangenheit zum Abbau von Produktionskapazitäten führte. Der Nachfragerückgang bei grafischen Papieren von 44 Prozent (-15,3 Millionen Tonnen) seit 2012 habe zu einem massiven Kapazitätsabbau der Produktionsanlagen in ganz Europa geführt (-8,2 Millionen Tonnen seit 2016). Coronabedingt habe sich diese Entwicklung nun noch verschärft.

„Die Läger des Großhandels sind teilweise noch lieferfähig, aber nicht imstande, die aktuellen Engpässe auszugleichen und schon gar nicht das Streckengeschäft zu ersetzen“, skizzierte Stephan Krauss vom Bundesverband des Deutschen Papiergroßhandels e.V. die aktuelle Lage.

 

Steigt der Papierpreis im Jahr 2022 weiter?

Getrieben durch diese Entwicklungen steigen die Papierpreise derzeit weiter. Nachdem die Papierhersteller die Preise bereits Mitte des Jahres erhöht haben, folgten nun rückwirkend zum 1. Oktober 2021 nochmals Preiserhöhungen und auch für das erste Quartal 2022 ist noch keine Besserung der Lage in Sicht – ein weiterer Anstieg wird prognostiziert.

 

Wichtig: Frühzeitig disponieren

„Zukünftig können wir leider keinen Papierpreis mehr über einen längeren Zeitraum garantieren“, sagt Gerd Staehle, Leiter Verkauf/Marketing bei C. Maurer. Die Situation mache es notwendig, vermehrt mit Papierpreisgleitklauseln zu arbeiten, die eine Anpassung des Preises erlauben. Er rät Kunden angesichts der aktuellen Entwicklungen, auf jeden Fall rechtzeitig zu disponieren. „Ich kann nur empfehlen, frühzeitig zu bestellen“, sagt Staehle, der befürchtet, dass sich die Preise langfristig auf einem hohen Niveau einpendeln könnten.

Er legt seinen Kunden ans Herz, das Gespräch mit der Druckerei zu suchen und rechtzeitig eine Jahresplanung zu machen. Auch Flexibilität sei gefragt, falls bei Lieferschwierigkeiten auf andere Papiersorten ausgewichen werden müsse.

 

Foto: Gerd Staehle
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